Clara Schumanns Kinder in Berlin


Marie (1841-1929)
Marie Schumann kam 1857 zusammen mit ihrer Schwester Elise in Berlin auf die Höhere Pensions- und Erziehungsanstalt von Luise Hausleutner (Leipzigerplatz 12/12a). Ab 1858 lebte sie zusammen mit Elise, Julie, Eugenie und Felix zusammen bei Clara Schumann in Berlin. Clara wohnte von 1857-1861 in der Dessauer Str. 2 und von 1861-1863 am Schöneberger Ufer 22. In Berlin übernahm Marie ab 1861 auch die Haushaltsführung und Betreuung der jüngeren Geschwister. Sie begleitete ab 1858 ihre Mutter auf den zahlreichen Konzerttourneen und lebte mit ihr zusammen bis 1896.

1857-1863 Berlin
1873-1878 Berlin

Elise (1843-1928) 
Elise wohnte nur kurzzeitig in Berlin, insgesamt drei Jahre. Elise Schumann kam 1857 zusammen mit ihrer Schwester Marie in Berlin auf die Höhere Pensions- und Erziehungsanstalt von Luise Hausleutner (Leipzigerplatz 12/12a). Ab 1858 lebte sie zusammen mit Marie, Julie, Eugenie und Felix zusammen bei Clara Schumann in Berlin. Schon 1860 zog Elise aus und arbeitete als Gesellschafterin bei Adelheid Böcking bei Kreuznach, einer ehemaligen Schülerin Clara Schumanns. Im Winter 1862/63 wohnte Elise nochmals kurzzeitig in Berlin, um Theorieunterricht bei dem Komponisten und Musiklehrer Friedrich Kiel zu erhalten (welcher in der Anhaltischen Communication 11 wohnte, der heutigen Stresemannstraße).

1857-1860 Berlin
1862/63 Berlin

Julie (1845-1872)
Nach der Einweisung Robert Schumanns in die Endenicher Heilanstalt entschied Clara Schumann, dass Julie, die zeitlebens eine schwache gesundheitliche Konstitution hatte, eine besondere Obhut bei ihrer Großmutter Mariane Bargiel in Berlin erhalten sollte. Mariane Bargiel nahm Julie von 1854-1857 zu sich auf, zu der Zeit wohnte sie in der Linksstr. 43, ab 1855 in der Potsdamer Communication 3, am Leipziger Platz. Ab 1858 lebte Julie zusammen mit ihren Geschwistern Marie, Elise, Eugenie und Felix zusammen bei Clara Schumann in Berlin. Julie besuchte in Berlin ab 1854 die private Mädchenschule von Amalie Stubbe in der Französischen Str. 65 und, wie Marie und Elise, ab 1858 die Pensions-Anstalt von Luise Hausleutner. 1860 kam Julie in Pension bei Elise Pacher von Theinburg in München (die Schwester von Claras langjähriger Freundin Emilie List), kehrte aber im Oktober 1861 kurzzeitig nach Berlin zurück, um dann Ende 1862 den Winter aufgrund ihres Lungenleidens in Nizza zu verbringen.

1854-1860 Berlin
1861-1862 Berlin

Ludwig (1848-1899) 
Für Ludwig war Berlin nur eine kurze Durchgangsstation: Nachdem ihm schon zu seiner Schulzeit, nach damaligen Bewertungsmaßstäben und Erwartungshaltungen, von verschiedenen Lehrern und Erziehern u. a. Ungeschicklichkeit, Unpünktlichkeit, Verträumtheit und Sprachdefizite bescheinigt wurden, begann er mehrere Lehren als Buch- und Musikalienhändler. So auch ab 1. Juli 1867 in Berlin bei Robert Emil Lienau, im Adressbuch zu dieser Zeit verzeichnet als „Besitzer der Schlesingerschen Buch- und Musikalienhandlung, Unter den Linden 34“ (auf Höhe der Charlottenstraße). Er wurde dort aber Ende des Jahres aufgrund seiner Unpünktlichkeit entlassen. In Berlin wohnte Ludwig 1867 bei seiner Großmutter Mariane Bargiel in der Potsdamer Communication 3 (Eingang Leipzigerplatz 3).

1867 Berlin

Ferdinand (1849-1891) 
Ferdinand kam 1861 in Pension zur Familie von Hermann Planer in Berlin und blieb dort bis 1866, ab 1863 wohnte auch sein Bruder Felix bei der Familie Planer. Diese wohnte in der Burgstr. 21 und ab 1865 in der Heilige-Geist-Straße 5. Von 1861 bis 1866 besuchte Ferdinand in Berlin auch das Joachimsthalsche Gymnasium, an dem Planer Professor war. Über Franz Mendelssohn erhielt Ferdinand eine Lehrstelle als Kaufmann in dem Berliner Bankgeschäft H. C. Plaut in der Oberwallstr. 4. 1867 wohnte er für einige Monate zusammen mit seinem Bruder Ludwig bei Mariane Bargiel in der Potsdamer Communication 3, danach in Pension. In dem Bankgeschäft Plaut blieb Ferdinand bis zum Deutsch-Französischen Krieg, zu dem er 1870 eingezogen wurde, setzte aber seine Karriere bei Plaut ab 1871 fort. 1873 heiratete er in Berlin Antonie Deutsch und wechselte 1874/75 in das Bankhaus Mendelssohn. Mit Antonie und seinen sieben Kindern lebte Ferdinand bis 1887 in Berlin. Aufgrund seines schweren Gelenkrheumatismus, eine Folge seines Kriegsdienstes, und der aus der Therapie resultierenden Morphiumabhängigkeit unternahm Ferdinand ab 1880 regelmäßig Kuren. 1887 wurde der Haushalt in Berlin aufgelöst, da Ferdinand sich in längere Behandlung begeben musste. Clara Schumann übernahm die finanzielle Verantwortung seiner Familie und nahm zwei seiner Kinder, Ferdinand (1875-1954) und Julie (1874-1955), bei sich in Frankfurt auf.

1861-1870 Berlin
1871-1887 Berlin

Eugenie (1851-1938) 
Eugenie wohnte zusammen mit ihren Geschwistern Marie, Elise, Julie und Felix von 1857-1863 in Berlin bei Clara Schumann und besuchte höchstwahrscheinlich die "Vorbildungs-Anstalt für Töchter" von Frl. W. Fuhrmann (Linksstr. 7-8). Zwischen 1863-1869 lebte Eugenie in Pensionaten in Rödelheim, wo sie sich sehr unwohl fühlte, und Wolfenbüttel. 1869 wohnte sie kurzzeitig bei Clara Schumann in Baden-Baden und begann im selben Jahr an der von Joseph Joachim neu gegründeten Königlichen Musikhochschule in Berlin ein Klavierstudium für eineinhalb Jahre. Zu dieser Zeit wohnte Eugenie zur Untermiete bei der Witwe des 1858 verstorbenen Musiktheoretikers Siegfried Dehn, Hafenplatz 2. An der Königlichen Musikhochschule wurde sie von Ernst Rudorff unterrichtet, einem ehemaligen Schüler von Clara Schumann und Woldemar Bargiel. Als Clara Schumann 1873 nach Berlin zog, wohnte auch Eugenie zusammen mit ihrer Schwester Marie in der Wohnung In den Zelten 11. Ab 1873 studierte Eugenie an der Königlichen Musikhochschule in Berlin Gesang und lernte hier 1874 ihre Lebensgefährtin die Sopranistin Marie Fillunger kennen. Eugenie, Marie Fillunger sowie Marie zogen 1878 zusammen mit Clara Schumann nach Frankfurt.

1857-1863 Berlin
1869-1878 Berlin

Felix (1854-1879) 
Felix wohnte zusammen mit seinen Geschwistern Marie, Elise, Julie und Eugenie von 1857-1863 in Berlin bei Clara Schumann. Anschließend wohnte er kurze Zeit bei den Eltern Ernst Rudorffs (Friedrichstr. 226) und kam wie sein älterer Bruder Ferdinand ab 1863 in Pension zur Familie Planer in Berlin und besuchte das Joachimsthalsche Gymnasium, das er 1872 mit einem Abitur abschloss. Ab 1863 besuchte Felix auch kurzzeitig das Stern’sche Konservatorium in Berlin im Fach Violine, unterrichtet wurde er in Berlin u.a. von dem 2. Geiger des Joachim-Quartetts Heinrich de Ahna. Er begann nach dem Abitur ein Jura-Studium in Berlin, das er nach einem Semester 1872 in Heidelberg fortsetzte. Aufgrund seiner Ende der 1860er-Jahre beginnenden Lungentuberkulose konnte er leider viele seiner Wünsche und Begabungen nicht weiter verfolgen.

1857-1872 Berlin




Literatur 

  • Babbe, Annkatrin, Art. „Schumann, Elise“, in: Online-Lexikon Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts hrsg. v. Sophie Drinker Institut o. J., URL: https://www.sophie-drinker-institut.de/schumann-elise [17.05.2019].
  • Babbe, Annkatrin, Art. „Schumann, Eugenie“, in: Online-Lexikon Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts hrsg. v. Sophie Drinker Institut o. J., URL: https://www.sophie-drinker-institut.de/schumann-eugenie [17.05.2019].
  • Babbe, Annkatrin, Art. „Schumann, Marie“, in: Online-Lexikon Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts hrsg. v. Sophie Drinker Institut o. J., URL: https://www.sophie-drinker-institut.de/schumann-marie [17.05.2019].
  • Hofmann, Renate, „Clara Schumann und ihre Söhne“, in: Schumann Studien 6, hrsg. v. Gerd Nauhaus, Sinzig o. J., S. 27-40.
  • Reich, Nancy B., Clara Schumann. The Artist And The Woman. London 1985, hier S. 158-174.
  • Schmiedel, Elisabeth/Draheim, Joachim, Eine Musikerfamilie im 19. Jahrhundert: Mariane Bargiel, Clara Schumann, Woldemar Bargiel in Briefen und Dokumenten, Bd. 1, München/Salzburg 2007 (= Musikwissenschaftliche Schriften, Bd. 43), S. 211 ff., S. 337 sowie Bd. 2: S. 805.
  • Schumann-Briefedition, Serie I, Bd. 3: Familienbriefwechsel (Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit der Familie Bargiel), hrsg. von Eberhard Möller, Köln 2011, S. 184 Anm. 2 u. 3, S. 198 Anm. 5 u. 6, S. 343 Anm. 12, S. 458 Anm. 6.
  • Schumann-Briefedition, Serie I, Bd. 8: Familienbriefwechsel (Clara Schumann im Briefwechsel mit Eugenie Schumann Bd. I: 1857-1888), hrsg. von Christina Siegfried, Köln 2013, S. 36 f., S. 61 Anm. 22, S. 429 Anm. 7, S. 571 Anm. 3 u. 7.
  • Schumann-Briefedition, Serie I, Bd. 10: Familienbriefwechsel (Briefwechsel Clara und Robert Schumanns mit den Kindern Elise, Ludwig und Felix), hrsg. von Thomas Synofzik und Michael Heinemann, Köln 2019, S. 37, 532.
  • Schumann-Briefedition, Serie II, Bd. 18: Briefwechsel mit Freunden und Künstlerkollegen (Briefwechsel Clara Schumanns mit Korrespondenten in Berlin 1856 bis 1896), hrsg. v. Klaus Martin Kopitz, Eva Katharina Klein und Thomas Synofzik, Köln 2015, S. 65-70, S. 445-449, S. 457 f., S. 619 Anm. 23, S. 632 Anm. 10, S. 647 Anm. 5 u. 7.
  • Synofzik, Thomas, „Clara Schumann und ihre Kinder“. Leipziger Blätter – Sonderedition: Clara Schumann. Ein Künstlerinnenleben, Leipzig 2019, S. 52-57.
  • Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Historische Berliner Adressbücher 1799-1970, URL: https://digital.zlb.de/viewer/cms/141/ [17.05.2019].